Einen Mord beschreiben
© 2020 J.H. Bonelli
Leise knarren die Holzdielen, als eine schattenhafte Gestalt über den langen Korridor huscht. Vor einer Zimmertüre bleibt sie stehen und dreht am Knauf. Die Türe schiebt sich langsam quietschend auf. Die Gestalt hält einen Moment inne, lauscht und schleicht dann in den dunklen Raum. Nur das Licht des vollen Mondes, das durch ein von einem Vorhang abgedunkeltes Fenster dringt, lässt erkennen, was sich in dem Zimmer befindet. Auch die Konturen der dünkelhaften Person, die sich nun zielgerichtet zum Bett an der hinteren Wand stiehlt, ist jetzt durch das matte Licht genauer zu erkennen. Eine Frau mit langem schwarzem Haar, das ihr fast bis zur Taille reicht, einem Mantel der eng um ihre zierliche Figur geschlungen ist und einer Handtasche, die mit einem Riemen von ihrer Schulter baumelt. Verächtlich sieht sie zu dem schlafenden Mann im Bett hinunter, während sie in ihrer Tasche kramt und etwas daraus hervorholt. Kurz blitzt der silbrige Umriss einer Kaffeekanne in ihrer Hand auf, als der Schein des Mondes darauf trifft. Die Frau verzieht das Gesicht zu einer hämischen Fratze, holt aus und drescht damit auf den Kopf des ahnungslosen Opfers ein. Der Mann stöhnt und windet sich in seinem Schmerz. Blut läuft ihm von der Stirn übers Gesicht und dann in einem Rinnsal seinen Hals hinab. Er öffnete die Augen, schaut seiner Mörderin von Angesicht zu Angesicht. Er versucht sich aufzubäumen und dabei um Hilfe zu schreien, doch bevor irgendein Laut über seine Lippe kommen kann, holt die Frau ein weiteres Mal aus und schlägt mit voller Wucht zu. Mit einem lauten Klack, gefolgt von einem schmatzenden Geräusch, fällt er zurück ins Kissen. Schnell breitet sich unter ihm auf dem Laken ein grosser dunkler Fleck aus. Als sich der Mann nicht mehr regt, stopft die Frau mit einem zufriedenen Lächeln die Mordwaffe zurück in ihre Tasche und huscht auf leisen Sohlen wieder aus dem Zimmer.