Kurz – Geschichte in einem anderen Genre
© 2020 J.H. Bonelli
Der Kaffeekannen Mörder
Kurz erleuchtete das Aufglimmen einer Zigarette ein dünkelhaftes Gesicht. Ein Mann trat aus dem Schatten ins Licht der matten Strassenbeleuchtung und schnippte die Kippe vor sich auf den Gehsteig. Schnell trat er mit der Spitze seiner Schuhsole darauf und folgte der Frau, die eiligen Schritts an ihn vorbei gegangen war, ohne ihn in der dunklen Hausnische zu bemerken. Laut klapperten ihre Absätze auf dem Asphalt, als er ihr unbemerkt hinterherschlich. Am Ende eines Häuserblocks verringerte die Frau ihr Schritttempo, schaute sich ängstlich um, zog ihren Mantel enger um sich und klemmte ihre Schultertasche fest unter den Arm. Dann bog sie in eine schwachbeleuchtete Gasse ein. Der Mann sah sich ebenfalls kurz verstohlen um und eilte ihr in die enge Passage nach. Schnell holte er sie vor einem verschlossenen Gebäudeeingang ein, als sie gerade dabei war, etwas aus ihrer Handtasche zu kramen. Er fasste sie grob an der Schulter und zerrte sie zu sich herum. Die Frau erschrak und wollte kreischen, doch erstickte ihr der Schrei in der Kehle, als er ihr mit einer Hand an die Gurgel fasste und fest zudrückte. Hart stiess er sie an die Mauer und klemmte ein Bein zwischen ihre Schenkel. Mit Händen und Füssen versuchte sie sich zu wehren, grub ihre Fingernägel in die Hand, die wie ein stählernes Zugband um ihren Hals lag und ihr die Luft zum Atmen nahm. Endlich bekam sie mit der freien Hand den Gegenstand zu fassen, nach dem sie kurz zuvor noch in ihrer Handtasche gesucht hatte. Kurz sah man im schummrigen Licht der Seitengasse das kurze Aufblitzen eines silbrigen Gegenstands, dann sauste die Kaffeekanne auch schon auf den Schädel ihres Angreifers.
Plötzlich erhellten Scheinwerfer das ganze Geschehen und eine laute Stimme rief: «Kamera aus! Das habt ihr gut gemacht. Die Szene ist im Kasten!»